Die Ratingagentur Scope hat am 12. Februar 2024 die aktuellen Zahlen veröffentlicht, wie sich der Markt für geschlossene alternative Investmentfonds (AIF) für Privatanleger im Jahr 2023 entwickelt hat. Dieser Beitrag gibt einen kurzen Überblick über die wesentlichen Ergebnisse des Jahres 2023.
1. Einordnung der Ratingagentur Scope
Wenn in diesem Beitrag von der Ratingagentur Scope gesprochen wird, so handelt es sich hierbei konkret um die Scope Fund Analysis GmbH mit Sitz in Berlin. Unternehmensgegenstand dieser Gesellschaft ist die Analyse von Gesellschaften und Kapitalanlageprodukten sowie die Vermarktung und der Verkauf der Analysen.
Die Scope Fund Analysis GmbH gehört wiederum zur sog. Scope-Gruppe. Die Muttergesellschaft der Scope-Gruppe ist die Scope SE & Co. KGaA mit Sitz in Berlin.
Dies Scope-Gruppe versteht sich als europäische Ratingagentur und hat erst im November 2023 die ECAF-Zulassung der Europäischen Zentralbank (EZB) bekommen. Die EZB bezieht künftig ihre Daten nicht nur von den bekannten Ratingagenturen Standard & Poor´s, Moody´s, Fitch und DBRS Morningstar, sondern auch von der Scope-Gruppe. Im Ergebnis akzeptiert damit die EZB die Bonitätseinstufungen von Scope für Wertpapiere, die Teil der Kreditgeschäfte des EZB-Systems sind.
2. Entwicklung des Neugeschäfts in 2023
Das prospektierte Angebotsvolumen im Markt für geschlossene Publikums-AIF (Immobilien, Private Equity, Erneuerbare Energien, Multi Asset, Flugzeuge und Infrastruktur) betrug im Jahr 2023 insgesamt Euro 720 Millionen. Im Jahr 2022 betrug dieses noch Euro 1,26 Milliarden. Damit sank das Angebotsvolumen gegenüber dem Vorjahr um ca. 43 %.
Insgesamt wurden 18 Publikums-AIF im Jahr 2023 von der BaFin zum Vertrieb zugelassen. Im Jahr 2022 waren es 15 Publikums-AIF.
Von dem Abwärtstrend waren nicht nur Immobilien- und Private Equity-Investments erfasst, sondern auch das Marktsegment Erneuerbare Energien. Gegenüber den Vorjahren war das prospektierte Angebotsvolumen im Bereich der Erneuerbaren Energien im Jahr 2022 auf Euro 126 Millionen angestiegen, während das Angebotsvolumen im Jahr 2023 dann auf nur noch Euro 18 Millionen sank.
Als Gründe für diesen erheblichen Rückgang des Neugeschäfts wird vor allem das gestiegene Zinsniveau angeführt, das die Finanzierungen verteuerte, was wiederum die Renditen von neu zu strukturierenden Fonds schmälerte. Durch die gestiegenen Zinsen ist zudem der Immobilien-Transaktionsmarkt eingebrochen.
Als weitere Gründe nennt Scope die Folgen des Krieges in Europa, der Anstieg von Inflation und Baukosten sowie hohe Energiekosten.
3. Entwicklung des Gesamtmarkts in 2023
Auch der Gesamtmarkt entwickelte sich im vergangenen Jahr sehr schlecht. Im Jahr 2023 investierten Anleger rund Euro 683 Millionen in 46 geschlossene Publikums-AIF. Im Vorjahr betrug das platzierte Eigenkapitalvolumen noch Euro 1,2 Milliarden, sodass das Platzierungsvolumen im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um rund 45 % sank.
Wie auch schon beim Neugeschäft brach das Platzierungsvolumen im Marktsegment Immobilien gegenüber dem Vorjahr um Euro 448 Millionen und im Marktsegment Private Equity um Euro 92 Millionen ein. Der Bereich der Erneuerbaren Energien konnte sich von diesem Abwärtstrend abkoppeln: Das Platzierungsvolumen stieg von Euro 56 Millionen auf Euro 84 Millionen.
4. Fazit und Ausblick auf 2024
Die enttäuschende Entwicklung im Markt für geschlossene Publikums-AIF im Jahr 2023 mit einem Rückgang von mehr als 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr überrascht angesichts der allgemeinen Konjunktur in Deutschland nicht.
Die Ratingagentur Scope rechnet für 2024 sowohl für das Gesamtgeschäft als auch für das Neugeschäft auf einem leicht höheren Niveau als im Jahr 2024. Die konjunkturellen Rahmendaten, wie z.B. das Zinsniveau, werden sich auch in diesem Jahr aller Voraussicht nach nicht wesentlich ändern. Auch geht Scope davon aus, dass die anhaltende Zurückhaltung von privaten Anlegern und insbesondere die deutlich gestiegene Attraktivität von alternativen Anlagen wie Festgeld oder Anleihen auch im Jahr 2024 noch weiterbestehen wird.
Insoweit gilt im Markt für geschlossene Publikums-AIF das, was auch für die Gesamtkonjunktur Deutschlands gilt: Abwarten, dass sich die wirtschaftlichen Rahmendaten verbessern und sich die Konjunktur erholt.
Dr. Ingo Janert (Stand: 24. Februar 2024, Bild von nattanan23 auf Pixabay)